Protestformen

Hier findest du die Beschreibung von verschiedensten Aktionsformen, die in unterschiedlichen Kontexten in der Vergangenheit stattgefunden haben. Für alle Aktionsbereiche ist hier etwas dabei, auch Protestformen, die auch außerhalb einer Waldbesetzung durchgeführt werden könnten! Hast du noch weitere Beispiele? Schreib uns an schlagloch@riseup.net mit dem Betreff: Aktionsideen.
 
Die Beschreibungen beginnen mit einer fett gedruckten Überschrift mit einer anschließenden Beschreibung der Aktion (was wird gemacht, welches Ziel wird verfolgt etc.). Dann folgen die Gruppengröße (Anzahl der benötigten Menschen), das benötigte Material sowie zusätzliche Hinweise und Informationen.
 
!!! Die unten aufgeführten Beispiele dienen lediglich der Informationsvermittlung !!!
 
Barrikaden bauen:
Wie der Name schon sagt, geht es um den Bau von Barrikaden, die Wege/Straßen blockieren, sodass Maschienen und Fahrzeuge nicht mehr durchkommen. Eine Barrikade kann aus beliebigen Materialien gebaut werden, im Wald bietet sich meistens Holz an. Um die Räumung einer Holz-Barrikade zu erschweren, kann zusätzlich Stacheldraht bzw. ein Drahtzaun um und zwischen die Baumstämme gewickelt werden, dieser verhindert es, dass die Barrikade einfach von Kettensägen zerschnitten werden kann und sogrt insgesamt für mehr Stabilität. Aber auch eingerabene Betonpfeiler/Eisenstangen oder einfach nur ca. 50-100cm breite Graben im Boden können auch als “Barrikade” funktionieren. Grundsätzlich kann alles benutzt werden, was schwer wieder wegzuräumen ist. 
Achtet eventuell jedoch darauf auf einer Seite der Barrikade einen Möglichkeit besteht, mit Fahrrädern durchzukommen, sodass nur Maschienen und nicht Aktivist*innen blockiert werden.
 
Gruppengröße: 2+
Materialien: Baumstämme, Beton, (Stachel-)Draht, Eisenstangen etc.
Hinweise: –
 
Tripot
Ein Gerüst aus drei Baumstämmen, das sich ideal eignet um Kreuzungen oder Straßen/Wege für Autos und Maschienen zu blockieren. Drei Baumstämme werden an einem Ende zusammengebunden und aufgestellt, ein Mensch klettert dann hoch und macht es sich im Gurt gemütlich. Hierbei ist wichtig, dass der Mensch Ground-Support vom Boden hat, sprich Menschen die sich um mensch kümmern. Die Räumung eines Tripots dauert deutlich länger als die einer Sitzblockade. 
 
Gruppengröße: 2-3+
Material: Tripot, (Bandschlingen-)Klettergurt, 1x Karbiner, 2x Rebschnur, Essen & Trinkeni
Hinweise: Bis der Mensch geräumt ist, kann auch ein halber Tag vergehen, es sollte also Essen & Trinken vorhanden sein.
 
Bike swarming
Auf Fahrrädern über Straßen und im Wald fahren, zunächst als Verkehrsteilnehmende, nicht als Demo (d.h. auch keine politischen Botschaften nach außen tragen). Die Routen werden spontan angepasst. Es gibt keine*n Anmelder*in. Der unorganisierte Charakter der Veranstaltung erlaubt es, der Auflösung durch die Polizei weitgehend zu entgehen. Sobald ein Grund für eine spontane Wegblockade auftritt, kann diese also erfolgreich umgesetzt werden. Eine Blockade kann zur Zeitverzögerung durchgeführt und nach Aufforderung aufgelöst werden oder auch bis zur Räumung hinausgezögert werden.
Im Anschluss an die erste  erfolgreiche Blockade ist natürlich damit zu rechnen, dass die Selbstdarstellung als “Verkehrsteilnehmende” nicht mehr ernstgenommen wird. Jede neue Kleingruppe sollte jedoch darauf bestehen, da kein Generalverdacht gegen radfahrende Menschen im Allgemeinen bestehen kann!
Diese Aktionsform kann durch die hohe Mobilität auch in umliegenden Dörfern und Städten, auf An- und Abfahrtswegen von Räumungs- oder Polizeifahrzeugen u.ä. stattfinden.
 
Gruppengröße: 5 +
Material: Fahrräder, Karte d. Umgebung
Hinweise: –
 
Swarming
Dieselbe Idee wie bei “Bike swarming”, nur zu Fuß und daher ortsgebunden. Der Unterschied zu einer stehenden Blockade besteht hauptsächlich darin, dass durch mehrfache, kurzzeitige Störungen viele Arbeitsprozesse verlangsamt werden. Der Vorteil ist die vermutlich geringere Repression, weil Aufforderungen der Polizei nachgekommen wird (dabei kann auch die dreimalige Aufforderung verlangt werden, um noch mehr Zeit zu schinden). Keine Garantie für deeskalatives Verhalten der Einsatzkräfte!
 
Gruppengröße: 10 +
Material: Karte d. Waldes
Hinweise: –
 
Gehzeuge
Einfach herzustellendes Versammlungsmittel, das die notwendige Personenanzahl einer Blockade enorm verkleinert. Nachteil: stark eingeschränkte Mobilität.
Die Idee geht auf eine Gesetzeslücke zurück, welche es erlaubt, Dinge auf der Straße statt auf den Gehwegen zu tragen, wenn sie diese behindern würden. Also brauchst du einen Holzrahmen von der Größe eines Autos, der von ein oder zwei Menschen auf Schulterriemen getragen wird, um den motorisierten Verkehr zu verlangsamen.
 
Gruppengröße: für eine Straßenblockade je nach Gehzeuggröße 3-4 +
Material: 4 Holzlatten/Stöcke mind. 2x 2m & 2x 1m, Seil ca. 2m, Schrauben/Nägel + Werkzeug
Hinweise: 
 
Lock-On
Ein Lock-on ist eine Technik, die eingesetzt wird, um es Einsatzkräften zu erschweren, Aktivist*innen von ihrem Protestort zu entfernen. Oft handelt es sich dabei um improvisierte oder speziell entworfene und konstruierte Gegenstände. Es gibt eine Vielzahl von praktischen Möglichkeiten, dies zu tun. Zusätzlich zu einfachen Ketten + Vorhängeschlössern oder Superkleber (Vorsicht Verletzungsrisiko! Gewalttätige Polizist*innen könnten anhaftende Handflächen o.ä. evtl abreißen anstatt Lösungsmittel einzusetzen)  gibt es verschiedene spezialisierte Vorrichtungen, darunter Stative und Rohre oder Röhren mit eingebauten Handgriffen, um eine Person mit einem Objekt zu verbinden oder Ketten von Menschen zu bilden. Andere übliche Vorrichtungen sind Fahrrad-Bügelschlösser, welche i.d.R. genau den Hals einer Person sowie eine Metallstange von z.B. einem Baufahrzeug umfassen können. Der Protestierende kann zwischen einem Typ wählen, der es ihm erlaubt, sich freiwillig zu entfernen, oder einem Typ, der Maschinen zum Entfernen erfordert.
 
Gruppengröße: 1+
Material: z.B. Kette, Schloss, Kleber, Autobatterien, Bitumen, Beton, Kabel, Stahl, Stoff o. Ä. Gerät/Material.
Hinweise: Wenn ihr vorhabt, ein komplexes Lock-On zu bauen, kann es sehr nützlich sein, während der Aktion Windeln zu tragen!!!
 
 
Autobahnblockade
Die Idee besteht darin, eine Hauptverkehrsroute so lange zu sperren, dass es zu einer großen Störung kommt und die Medien massiv auf sich aufmerksam zu machen. Noch wird diese Aktionsform vermutlich auf enorme Ablehnung durch die Öffentlichkeit stoßen. Daher ist es höchst empfehlenswert, im Vorfeld eine gut durchdachte Pressestrategie und detaillierte Absprachen mit dem Aktionspresseteam auszuarbeiten, die darauf abzielt, möglichst viel Raum einzunehmen und die öffentliche Sympathie zumindest in einem möglichen Ausmaß zu erhalten.
Darüber hinaus braucht ihr je nach Blockade-Taktik ein zuverlässiges Kommunikationssystem und eure Gruppe muss organisiert sein (jede*r muss genau wissen, was zu tun ist).
 
3 Möglichkeiten der Blockade: 
    •    Den Verkehr durch Warnsignale zum Stehen bringen (eine Person, die dies tut, sollte IN KEINEM FALL ERWISCHT WERDEN! Am Besten auch nicht an der Blockade teilnehmen → § 315b StGB: Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr) und anschließend mit einer Masse von Menschen (die natürlich alle nichts davon wissen, dass irgendwer irgendwas angehalten hat!) auf die Autobahn gehen. Kann z.B. mit Lock-on’s kombiniert werden.
    •    Dasselbe wie oben, aber nur die Straße mit vorbereiteten Hindernissen blockieren und anschließend “untertauchen”. Vorteil: Weniger Menschen benötigt und zusätzlich ein geringeres Repressionsrisiko, solange niemensch erwischt wird. Verkehrsstopper*in sollte trotzdem unabhängig von der Gruppe agieren und sofort verschwinden!
    •    Aktivist*innen mit Klettererfahrung hängen sich von einer Brücke oder Ähnlichem und blockieren eine darunter liegende Straße. Die Behörden sollen so gezwungen werden, den Verkehr zu stoppen, weil die Personen eine rechtliche Gefahr für den Verkehr darstellen.
Die rechtlich zugelassene Maximalhöhe von Fahrzeuen auf deutschen Straßen beträgt 4 Meter (§ 32 Abs. 2 StVZO). Allerdings sind die Bußgelder für eine Überschreitung der gesetzl. Vorschriften derart gering, dass Aktivist*innen mit den Füßen auf Höhe der Brückendecke bleiben sollten, solange der Verkehr noch nicht steht! Damit dies geschieht, sollte die Polizei über die Blockade informiert werden, sobald die Aktivist*innen im Seil hängen, denn die Autofahrenden bleiben evtl. nicht stehen, bis sie dazu gezwungen werden.
 
Gruppengröße: erste Möglichkeit: ~30+; zweite Möglichkeit: ~ 7+; dritte Möglichkeit: 2+ → ein Klettermensch und eine Person auf der Brücke, die im Notfall zum Retten aus dem Seil geschult & ausgerüstet ist und außerdem mit der Polizei kommuniziert.
Material: Aktionshandys oder Walkie-Talkies, Sicherheitswesten, Warndreiecke, möglicherweise bengalische Lichter, Banner, Kekse, Flugblätter, Pressemitteilung, möglicherweise vorgefertigte Hindernisse, bei Drittens außerdem Kletterausrüstung (2. Gurt und Material zum Retten nicht vergessen)
 
 
Stinkbombe
Selbsterklärend. Eine gut platzierte, schwer zu reinigende Stinkbombe kann z.B. ein Baufahrzeug unbrauchbar machen…
Die Substanz kann zum Beispiel aus faulen Eiern oder Kokosnüssen, verbrannten Haaren oder chemischen Substanzen wie Ammoniumhydrogensulfid oder Buttersäure bestehen.
 
Gruppengröße: 1+
Material: Was Stinkendes
 
 
Ad Busting
Kreative Neugestaltung einer bestehenden Werbeanzeige, um eine bessere Botschaft zu vermitteln. Glasvitrinen haben in der Regel einen Generalschlüssel, bittet doch das lokale Direct-Action-Kollektiv um ein Exemplar. Die beiden Hauptmethoden bestehen darin, ein Plakat entweder mit einem schwarzen Marker zu kommentieren oder bestimmte Passagen und Bilder durch gedruckte Alternativen zu ersetzen, indem man sie aufklebt. Inspirationen findet ihr z.B. in der Direct-Action Rubrik der Projektwerkstatt Saasen aber auch auf zahlreichen anderen Websiten.
 
Gruppengröße: beliebig
Material: Generalschlüssel, abhängig vom Ausmaß: Edding bis großes Papier und Farbe eventuell Drucker oder Beamer zum vorzeichnen.
 
 
Aktions-Theater
Führt eine Performance auf, die z.B. aufzeigt, wie absurd unsere gesellschaftlichen Verhältnisse in Bezug auf Verkehrswende, Umweltschutz und Klimagerechtigkeit sind oder die sich konkret auf einen Räumungsvorgang bezieht.
Beispiele für solche Aktionsgruppen (zum recherchieren): Biotic Baking Brigade, Die Yippies (Youth International Party), Eugene Anarchists for Torrey, Die Clown-Armee. Wer einen Sketch in der Öffentlichkeit plant, will sich wahrscheinlich ein paar Mal im Voraus als Gruppe treffen, um ein “Drehbuch” zu schreiben und kreative Ideen zu entwickeln. Wer sich wohl fühlt, kann sicherlich auch direkt improvisieren, aber wenn ihr so etwas noch nie gemacht habt, empfiehlt es sich, einen Auftritt vorzubereiten.
 
Gruppengröße: beliebig
Material: Kreativität und Humor, evtl. Kostüme und Requisiten.
Hinweise: Auch in Impro-Form als Aktions-Clowns bekannt.
 
Banner malen:
Selbsterklärend, jede Demo und Aktion braucht Banner/Transpis. 
 
Gruppengröße: beliebig
Material: Bettlaken/Stoff, Farben, Pinsel, Kreativität
 
Reden halten
Jede*r von uns hat etwas zu sagen während dieser Räumung! Und es kann auch eine enorm ermutigende haben, die eigene Stimme laut zu erheben und darauf zu bestehen, dass andere einer*m zuhören… in aller Regel ist es überhaupt kein Problem, auf einer Demo oder Kundgebung zum Mikro zu gehen und eine spontane Rede zu halten. Aber auch mitten im Räumungschaos von einer Traverse, aus einem Baumhaus oder vom Boden aus zu sprechen kann eine ungemeine, emotionale Unterstützung für alle sein, die ihr mit euren Worten erreicht!
Um effektiv zu sein, nehmt euch Zeit dafür, an euer Publikum zu denken und wen ihr erreichen wollt! Eine Rede kann ganz unterschiedlich aussehen: ob gut recherchierte Fakten oder detaillierte Theorien für ein aufmerksames Publikum, ein persönlicher Erlebnisbericht voller Emotionen und Triggerpunkten oder eine inspirierende, rebellische, kraftvolle, mitunter zu Straftaten anstachelnde Ansprache… eurer rethorischen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
 
Gruppengröße: 1+
Material: nichts
Hinweise: Zu Straftaten aufrufen ist selbst eine Straftat. 
 
Soli-Demo/Mahnwache:
Eine Demo in einer beliebigen Stadt, die auf das Thema aufmerksam macht und Menschen mobilisiert, perfekt, für menschen die nicht vor Ort sein können aber trotzdem helfen wollen. Eine Demo bindet immer auch Polizeikräfte, die dann wo anders nicht eingesetzt werden können. Eine Demo geht auch mit 3 Menschen!
 
Gruppengröße: 3+
Material: Transpis, Mikrofon + Lautsprecher, Musik, was für eine Demo eben benötigt wird
Hinweise: Die Demo lieber für mehr Menschen als erwartet anmelden um mehr Polizeikräfte zu binden.
 
Kletteraktionen:
Genau wie eine Demo können Kletteraktionen auch überall durchgeführt werden um Spezialeinheiten der Polizei zu binden, die dann nicht bei der Räumung der Waldbesetzung sein können. Verbunden mit einenem Bannerdrop, kann auch viel Aufmerksamkeit und Mobi gemacht werden.
 
Gruppengröße: 2+
Material: Kletterausrüstung, eventuell Transpi